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Doris Kneller, Autorin und Fotografin

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Der andere Krimi: Menschen in Südfrankreich

Krimi: Mord in Sommières
 
 

Planète Ariadne, 2023, 298 Seiten
 
 
Paperback 15 €
 
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      Ein Krimi, der nichts mit dem zu tun hat, was man „eigentlich” von einem Krimi erwartet. Denn wer „klassische Ermittlungen” bevorzugt, sollte das Buch nicht lesen. Es bietet keine ewigen Zeugenbefragungen, keine Spurensuche anhand von Zigarettenkippen oder Blutflecken − kurz: keinen klassischen Kriminalroman. Hier geht es um die Menschen von Sommières. Ausschließlich. Und um das, was sie denken und fühlen... Und um das, was „echte” Geschichte und „echte” Wirklichkeit ist. Die, die wir Tag für Tag erleben − wir und die Bewohner von Südfrankreich.
 
 
       Nur Lucas, ein junger Doktorand, konnte auf die Idee kommen, die geheimnisvollen Inschriften in der Kapelle von Ludwig IX., dem „Heiligen”, zu erforschen − die berühmten Graffitis im Schloss von Sommières.
 
       Doch dann liegt er tot im Schlosshof, auf makabre Weise über den geschichtsträchtigen Brunnen drapiert, der im Laufe der Jahrhunderte viel Leid beobachten musste. Der miterlebte, wie das Schloss dem Grafen von Toulouse entrissen wurde und frömmelnde, machtgierige Könige die Macht ergriffen. Wie verzweifelte Hugenotten und rebellische Juden für immer in den Verliesen verschwanden, nur weil sie sich weigerten, ihrem Gott abzuschwören. Und wie Männer und Frauen von skrupellosen Gefängniswärtern misshandelt wurden.
 
       Eigentlich kommen nur zwei Verdächtige infrage: Noémie, die Direktorin des Schlosses von Sommières, denn sie hat den Toten gehasst. Oder der Schlossführer, Pierrot, der in Sommières geboren wurde und seine Heimat nie verlassen hat. Und der sein Leben lang dem Schatz der Hugenotten nachjagte − überzeugt, ihn zu finden. Außer natürlich, jemand schnappt ihn ihm weg. Zum Beispiel Lucas, der Doktorand.
 
       Aber da ist auch noch seine Frau, Anne, die nach dem Sinn ihres Hausfrauendaseins sucht. Hat sie Lucas getötet? − Oder, logischerweise, der große Unbekannte, mit dem keiner rechnen konnte ...
 
       ... und die Geister der qualvoll Verstorbenen. Hat die Gestalt, die Noémie im Traum erscheint, etwas mit dem Mord zu tun? Eigentlich völlig unmöglich. Und doch ... Werden die Schatten der Vergangenheit je verbleichen? Wie lange gilt ein Racheschwur?
 
 
       Madame la Commissaire Maryline About ermittelt, eine frustrierte Frau, die sich in einer Männerwelt durchsetzen muss und bei Beförderungen regelmäßig übergangen wird. Wobei ihre Tendenz zu Alleingängen natürlich alles andere als hilfreich ist. Sie duldet nur einen einzigen Partner, dem sie offiziell jedoch nicht einmal von ihren Ermittlungen erzählen dürfte: Camille, ihre Tochter, ihr Sonnenschein. Camille, die Träumerin, die selbst im schlimmsten Verbrecher noch das Gute sieht und, anstatt in die Fußstapfen ihrer Mutter zu treten, so „schwammige Fächer” wie Kunst, Philosophie und Psychologie studiert.
 
       Das heißt − sie studiert, wenn sie sich gerade mal in Paris an ihrer Universität aufhält. Denn sie ist viel lieber in Sommières, trinkt Rotwein auf der sonnigen Terrasse eines der zahlreichen Cafés und täumt dem Vidourle hinterher, dem Fluss, den die Einheimischen gleichzeitig fürchten und verehren.
 
       Für ihre Studien hat sich Camille natürlich die Pariser Universität Nanterre ausgesucht, einen Ort für Träumer: Denn hier begannen die Studentenaufstände von 1968, hier tauchten die ersten französischen Hippies auf, hier wurden Gleichheit, Brüderlichkeit und Freiheit proklamiert, und hier sprang Daniel Cohn-Bendit auf den Tisch, um den ersten Generalstreik in der französischen Geschichte zu verkünden.
 
       Heute ist Camilles Universität längst eine Lernanstalt wie viele andere. Doch sie lädt zum Träumen ein.